Das Interesse an Jagdscheinen in Deutschland boomt. In der Saison 2021/2022 erhielten knapp 7000 Personen das entsprechende Dokument, wie der „Deutsche Jagdverband“ meldet. Die Tendenz ist demnach seit 2011 durchgehend steigend. Insgesamt hatten in der Saison 2021/22 407.370 Personen einen Jagdschein. Zum Vergleich: In der Jagdsaison 1991/92 waren es 318.678 Menschen. Innerhalb von 30 Jahren ist die Zahl der Jägerinnen und Jäger in Deutschland also um fast 100.000 Personen gestiegen. Ein Ende der wachsenden Popularität ist nicht abzusehen. Dies macht der Verband daran fest, dass in den Jahren der Pandemie der Ausbildung stark erschwert war – aber die Zahl der Prüflinge trotzdem unverändert blieb. Die Jagdschulen haben zusätzlich reagiert und es vereinfacht, den Jagdschein zu erwerben.
Auch Frauen interessieren sich vermehrt für einen Jagdschein
Eine der Änderungen berührt den Umstand, dass Jagen inzwischen nicht mehr nur ein reiner Männersport ist. Auch immer mehr Frauen interessieren sich für ihn. Sie sind es, die maßgeblich den Boom der Jagdscheine verursacht haben. Elf Prozent der Personen mit Jagdschein sind inzwischen weiblich. In den Kursen sind 28 Prozent aller Teilnehmenden Frauen. Dieses gestiegene Interesse führte dazu, dass die Schulen mehr Plätze als bislang anbieten müssen. Durch die Pandemie war Präsenzunterricht zudem lange nicht möglich. Durchgesetzt hat es sich deshalb, für den Jagdschein einen Onlinekurs zu offerieren. Die entsprechenden Angebote sind nach wie vor ausgesprochen populär.
Wie erhalten Interessenten einen Jagdschein?
Durch die vorherigen Abschnitte stellt sich allen Personen vermutlich eine Frage, die sich für einen Jagdschein interessieren: Wie ist er zu erhalten? Schließlich wurden Schulen und Kurse angesprochen. Die Voraussetzungen sind insgesamt relativ einfach zu erfüllen. Da eine Jagd mit einer Waffe einhergeht, dürfen nur legal in Deutschland ansässige Personen einen entsprechenden Schein erwerben, die nicht vorbestraft sind. Ansonsten geht das darum, das Basiswissen zu erlernen.
Voraussetzungen für den Erwerb eines Jagdscheins auf einen Blick:
– Mindestalter: 15 Jahre
– Staatsangehörigkeit: deutsch – oder: unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in der Bundesrepublik
– polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag
– Nachweis über die erfolgreiche Teilnahme an einem Sachkundeunterricht für Jäger (der angesprochene Kurs)
Eine abschließende Bemerkung: Probleme wie in Frankreich sind nicht zu befürchten
Ist es aber auch gut, dass die Zahl der Personen mit Jagdschein steigt? Ein Blick nach Frankreich lässt in dieser Frage nichts Gutes erahnen. Im Nachbarland sind eine Million Hobby-Jäger aktiv. Bis 2019 existierte eine politische Partei, die „Jagen“ und Angeln“ im Namen trug. Präsident Emmanuel Macron ließ 2018 die Gebühren für Jagdscheine halbieren. Er wollte außerdem die Singvogeljagd mit Käfigen und Netzen wieder erlauben. Dies verhinderte das oberste französische Gericht jedoch. In Frankreich kommt es immer wieder zu schwerwiegenden Jagdunfällen. Im Herbst 2022 musste sich beispielsweise sogar ein Jäger wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Er hielt einen holzhackenden Menschen angeblich für ein Wildschwein.
In Deutschland sind solche Probleme aus drei Gründen nicht zu befürchten. Erstens ist die Zahl der Jäger hierzulande immer noch sehr viel kleiner. Zweitens ist das Jagen gesetzlich spürbar umfangreicher reguliert. Und drittens ist die Ausbildung deutlich besser. Personen, die sich für die Jagd interessieren, können sich deshalb bedenkenlos um einen Schein bemühen.
Benny Waldhof ist Trainer im jagdlichen und dynamischen Schießen von Kurz- und Langwaffen. Er war lange Jahre als Ausbilder in einer Jagdschule im Saarland tätig. In seiner Freizeit ist er passionierter Jäger, Falkner und Angler.
Seine Spezialgebiete sind bleifreie Munition, Waffen, Zielfernrohre und das Wiederladen.